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Memorial Day Weekend

Letztes Wochenende hatten wir unser erstes langes Wochenende. Im Gegensatz zu euch in Deutschland haben wir hier im Mai statt vier Feiertage nur einen (!) einzigen. Nämlich Memorial Day am 30. Mai, dieser ist etwa mit unserem Volkstrauertag im November vergleichbar.

Grundsätzlich gibt es in den USA wesentlich weniger Feiertage als in Deutschland. Außerdem sind diese nicht gesetzlich vorgeschrieben. Insgesamt gibt es zehn von der Regierung erklärte Feiertage an denen Regierungsstellen und Ämter einschließlich der Postämter geschlossen bleiben. Anders ist es bei Schulen und Geschäfte, diese bleiben aber nur an den Hauptfeiertagen wie Independence Day und Weihnachten geschlossen. Außerdem kann jeder Bundesstaat selbst bestimmen ob und wann allgemeine gesetzliche Feiertage gefeiert werden. Unternehmen entscheiden ebenfalls unabhängig ob ein Feiertag gewährt wird oder nicht. In unserem Fall haben wir (gerechnet ab April) Memorial Day, Independence Day, Labor Day, Thanks Giving und Weihnachten. Das schöne ist im Gegensatz zum deutschen System, dass auch wenn ein Feiertag auf ein Wochenende fällt man entweder Freitag oder Montag frei bekommt. Außerdem beschränkt sich der Feiertag nicht immer zwangsläufig auf einen Tag, sondern kann auch auf ein verlängertes Wochenende ausgedehnt werden. So haben wir z. B. nicht nur Montag den 4. Juli (Independence Day) frei sondern auch schon den Freitag davor. D. h. aus unseren insgesamt fünf Feiertagen werden zehn freie Tage.

Zurück zum Memorial Day, dieser markiert gleichzeitig auch den Beginn der Sommersaison. Schwimmbäder, Freizeitparks und alles was es sonst noch so an Outdoor-Aktivitäten gibt, öffnet am Memorial Day Wochenende. Die Saison endet dann am Labor Day Anfang September. Wir nutzen also das lange Wochenende und das schöne Wetter für einen Rundtrip durch Missouri, schließlich möchten wir den Bundesstaat in dem wir leben auch ein wenig kennenlernen. Wir starten also am Samstagmorgen nach einem gemütlichen Frühstück in auf der Interstate 100 Richtung Westen, diese ist zumindest teilweise auch ein Nebenweg der historischen Route 66. Die, für amerikanische Verhältnisse, schmale Straße schlängelt sich am Missouri River entlang. Wir passieren einige kleine Orte und erreichen nach etwa einer Stunde Herman, eine deutsche Siedlung direkt am Missouri River gelegen. Der Ort ist wirklich niedlich und es gibt sowohl ein German Wurst- als auch ein German Wirtshaus. 😉 Für uns ist es eher amüsant zu sehen wie die amerikanischen Besitzer des Wursthauses mit Tirolerhut und Janker, als Deutsche, verkleidet Ihre Wurstwaren anpreisen. Irgendwie ein seltsamer Anblick. Als wir wieder zurück sind erklärt uns dann auch jemand beim Mittagessen in der Arbeit, dass alles was ein Amerikaner über Deutschland weiß, sofern er nicht schon mal in dort war, aus dem Film Bierfest stammt. https://www.youtube.com/watch?v=Nk8PYjYvu6Q Nun gut, wir glauben ja auch zu wissen wie Amerika tickt, nur weil wir schon mal Jackass gesehen haben.

Von Herman aus geht es dann weiter nach Columbia. Ein Großteil der jungen und gebildeten Bewohner Missouris dürften hier schon mal für eine gewisse Zeit gelebt haben. Hier befindet sich nämlich der Hauptsitz der University of Missouri. Man sagt, dass sich die Einwohnerzahl von Columbia in der vorlesungsfreien Zeit um die Hälfte reduziert, weil die Studenten in den Semesterferien nach Hause fahren. Und genau so fühlt sich Columbia auch an, es gibt jede Menge kleiner Cafes vor denen hippe Studenten sitzen, über das Leben philosophieren oder hochkonzentriert auf ihrem MacBook rumtippen. Wir holen uns einen Iced Coffee Latte und hippstern ebenfalls ein bisschen. Schön da fühlt man sich doch gleich um zehn Jahre jünger. 😉

Von Columbia aus geht es weiter nach Jefferson City. Auf dem Weg dorthin machen wir bei Fuddruckers einem Burgerladen einen kleinen Mittagssnack. In Jefferson City fahren wir direkt zum Missouri State Capitol, da es hier sonst nicht viel mehr zu sehen gibt. Wir laufen einmal um das prunkvolle Gebäude herum um machen ein paar Fotos. Leider laufen hier gerade große Renovierungsarbeiten, weshalb ein Teil der Fassade eingerüstet ist. Naja, das Ulmer Münster haben ich bisher auch noch nie ohne Gerüst gesehen.

Unser letzter Stop für heute, Lake of the Ozarks, liegt etwas südwestlich von Jefferson City. Hier möchten wir uns einen Campingplatz für unser Zelt suchen. Der Lake of the Ozarks ist ein künstlicher angelegter Stausee und wird auch als der Funlake bezeichnet. Das Publikum hier ist im wesentlichen in zwei Gruppen geteilt. Zum einen Studenten aus Columbia, die hier zum Feiern und Trinken in einen der Beach Clubs kommen und zum anderen Motorbootbesitzer, zumeist mit Haus direkt am See, die hier den ganzen Tag mit übermotorisierten Booten den See auf und ab pflügen. Schon viele Meilen vor dem See wird man von riesengroßen Werbetafeln, nahezu angeschrien: „Hab SPASS und komm zum Beach Club XZY!!!“ oder „Jetski-Verleih! SUPERGÜNSTIG!!!!“

Als wir dann den Ort Lake Ozark erreichen, bestätigt sich das was ich schon seit gut 20 Meilen vermutet hatte. Wir sind angekommen in der Ballermann-Ballaton-Bierfest-Hölle. Dennoch machen wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Der erste den wir anfahren sieht nicht unbedingt vielversprechend aus. Viele heruntergekommene Trailer reihen sich hier an einem Hang entlang, von Zeltplatz keine Spur. Als wir auf der Suche nach der Rezeption am dazugehörigen Beach Club vorbeikommen, wird uns schnell klar dass wir hier nicht bleiben werden. Gefühlt tausende von Menschen zwängen sich hier, sonnenverbrannt und betrunken, an ein winzig kleines Fleckchen See. Herzlich willkommen im amerikanischen El Arenal!

Wir machen uns also weiter auf die Suche und finden tatsächlich weiter im Süden noch einen Zeltplatz an dem nicht ganz so viel Trubel herrscht. Hier schlagen wir unser Lager auf und lassen den Tag mit einem Essen im zum Campingplatz gehörenden Beach Club und anschließend ein paar Bier aus unserer Kühlbox ausklingen.

Am nächsten Tag stellen wir fest, dass dieser See ein Problem hat, wenn man nicht gerade Besitzer eines Seegrundstücks oder Gast eines Ferienressorts ist, ist es nahezu unmöglich direkt an den See zu kommen. Es gibt keinen öffentlichen Badestrand an den man sich einfach ein bisschen hinsetzten und chillen kann (oder zumindest haben wir keinen gefunden). Deshalb beschließen wir statt unserem eigentlich geplanten Badetag, eine kleine Wanderung im Ha Ha Tonka State Park zu unternehmen. Hier ist es wirklich sehr schön und wir finden tatsächlich ein Gebäude dass fast mehr als 100 Jahre alt ist. Ein reicher Händler aus Kansas hat hier versucht sich eine Villa zu bauen die an den Stil eines schottischen Schlosses angelehnt ist. Leider ist er vor der Fertigstellung an einem der ersten Autounfälle in Missouri gestorben. Nachdem sein Sohn das Vermächtnis fertiggestellt hatte, ist es 20 Jahre später abgebrannt. Blöd gelaufen… Heute erinnern nur noch die Ruinen an das einstige Anwesen und rings herum befindet sich ein Park mit schön angelegten Wanderwegen.

Da wir keine Lust haben noch eine Nacht am Lake zu verbringen, beschließen wir nach unserer Wanderung über die Historic Route 66 zurück nach Hause zu fahren und den morgigen Memorial Day am See in Creve Coeur oder auf unserem Balkon zu verbringen. Und auch wenn der Lake of the Ozarks nicht dass gebracht hat was wir erwartet hatten, haben wir auf jeden Fall eine Menge vom wunderschönen Missouri gesehen.

2 Kommentare
  1. Sonja
    Sonja sagte:

    Tolle Bilder! Und dieses Feiertagsmodell mit den verlängerten Wochenenden gefällt mir 😀 Auch wenn wir mehr haben als ihr, sinds trotzdem immer zu wenig freie Tage 😉

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    • Micha
      Micha sagte:

      Ja stimmt, das mit den verlängerten Wochenenden ist schon cool. Aber wie du sagst, Feiertage und Urlaub ist ja immer zu wenig, egal ob wo man ist… 😉

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