7 Tage

Donnerstag 21.03.2019

Heute ist es noch genau eine Woche bis wir unseren Rückflug nach München antreten. Ich habe den Trip St. Louis – Chicago – München in den letzten drei Jahren mehr als ein halbes Dutzend mal gemacht, allerdings immer mit einem Rückflugticket im Gepäck. Das wird nächste Woche anders sein und irgendwie fühlt sich das noch nicht so ganz richtig an.

Heute ist auch der Tag, an dem wir uns von unserem allerliebsten Lieblingskollegen verabschieden müssen. Matt, fliegt morgen in den Urlaub nach Europa und wir werden ihn von unserer Abreise nicht mehr sehen. Ja was soll ich sagen – Niemand hat gesagt, dass “going back Home” einfach werden wird, aber dass es so schwer ist, kann ja keiner wissen.

Freitag, 22.03.2019

Für heute haben wir zu einer Farewell Happy Hour beim Italiener um die Ecke eingeladen. Aus den erwarteten 15 Gästen wurden dann doch 25 und wir verbringen einen letzten schönen und auch feuchtfröhlichen Abend mit unseren Freunden.

Samstag 23.03.2019

Nach diesem rauschenden Fest brauchen wir heute erstmal ein wenig Ruhe und vor allem sehr viel und sehr ungesundes Essen. Ich habe letzte Nacht irgendwo zwischen Italiener, Whiskey-Bar und Haus-Party mein Handy verlegt. Glücklicherweise taucht es in der Küche eines Arbeitskollegen wieder auf, wo ich es gegen Mittag abholen kann. Auf dem Rückweg besorge ich uns noch eine leckere Deep-Dish-Pizza von Jets und wir verbringen den Nachmittag damit unseren Kater auszukurieren.

Sonntag 24.03.2019

Nachdem wir den ganzen Vormittag in unserer Wohnung herumgeräumt haben, gönnen wir uns zum Mittagessen ein leckeres BLT-Sandwich bei Russel’s on Macklind. Hier warten wir leider über eine Stunde auf unser Essen. Als Entschädigung bekommen wir dann mit der Rechnung einen $25 Gutschein für unseren nächsten Besuch. Scheint so als will St. Louis uns tatsächlich nicht gehen lassen. Anschließen gibt es noch eine große Portion Ted Drewes Frozen Custard und weil das Wetter einfach traumhaft ist verbringen wir unseren letzten Sonntagnachmittag auf der Terrasse vom Bootshaus im Forest Park.

Montag 25.03.2019

Ich habe heute frei, leider nicht um meinen letzten Montag zu genießen, sondern um unsere Wohnung zu putzen. Um mich dazu zu motivieren, stoppe ich, nachdem ich Tobi in die Arbeit gefahren habe, erstmal in meinem Lieblings-Café und gönne mir ein schönes Frühstück. Anschließend lege ich hochmotiviert mit meinen Reinigungsarbeiten los und sechseinhalb Stunden später ist unser Apartment so sauber wie nie zuvor. Irgendwann zwischen Bad putzen und Staubsaugen verkaufe ich noch unseren verbliebenen Ohrensessel und am Abend kochen wir uns noch ein letztes leckeres Mahl (Thunfischsteak mit Gorgonzola-Soße).

Dienstag, 26.03.2019

ulrich USA lässt uns natürlich auch nicht so einfach von Dannen ziehen und lädt zu einer kleinen Party bei Topgolf ein. Das freut uns ganz besonders, denn dort waren wir tatsächlich noch nicht. Wir machen also ein paar Abschläge und genießen den schönen Tag bei BBQ und Bier.

Mittwoch 27.03.2019

Heute wird es richtig ernst. Das Umzugsunternehmen kommt, um unsere Sachen, die mit uns nach Deutschland kommen sollen abzuholen. Was als gut durchdachtes Projekt beginnt, endet leider im Desaster.

Um es den Packern möglichst einfach zu machen haben wir alles in unserem ehemaligen Wohnzimmer zusammengetragen und nach Kategorien sortiert. Das Team vom Umzugsunternehmen rückt gleich zu viert an und nach einem prüfenden Blick auf unsere Sachen sind sich alle einig, die von uns beauftragten 595 Pfund (ca. 270 kg) sollten üppig reichen.

Die vier legen los. Jede Kiste wird gewogen und das Gewicht notiert. Nach etwa eineinhalb Stunden ein erster Zwischenstand: 340 Pfund (ca. 154 kg) alles prima. Eine weitere Stunde später ist vor allem der Kapo unserer Truppe, ein etwa 50-jähriger Schwarzer mit der Statur eines Footballspielers, zunehmend besorgt. Wir erreichen die 450 Pfund (ca. 204 kg) Marke und es ist immer noch einiges über, vor allem die große und auch sehr schwere Kiste mit den Büchern. Als wir dann 590 Pfund (ca. 268 kg) erreichen sind noch 2 Kisten mit insgesamt etwa 80 Pfund (ca. 36 Kilogramm) übrig, doch der Kapo sagt: “Okay, that’s it! We reached the limit, everything else needs to stay here.”

Zuerst glaube ich mich verhört zu haben, aber als er dann sein Team anweist die leeren Kartons schon mal nach unten zu tragen, merke ich, dass er das ernst meint. Ich erkläre ihm, dass ich kein Problem habe die Mehrkosten zu bezahlen und dass das Zeug nach Deutschland muss. Er weigert sich vehement weiter einzupacken, denn er wird nur für 595 Pfund (ca. 270 kg) bezahlt. Und genau darin liegt das Problem.

Der Auftrag unsere Habseligkeiten von Chesterfield nach Dornstadt zu schicken ging nämlich durch ziemlich viele Hände. Wir haben eine deutsche Spedition beauftragt, die wiederum beauftragt eine amerikanische Spedition, welche dann wiederum einen Subunternehmer beauftragt, der dann seine Leute schickt, um das Zeug bei uns abzuholen. Nur weil ich dem Einpacker in meiner Wohnung sage, ich bezahle die Mehrkosten, bedeutet das nicht das er auch sein Geld bekommt.

Ich klemme mich also ans Telefon und versuche meinen Kontakt bei der Spedition in Deutschland zu erreichen. Dort ist es allerdings 18:00 Uhr abends und somit ist keiner mehr im Büro. Gut, dann eben das nächste Glied in dieser Kette, die amerikanische Spedition usw. Nach 45 Minuten, 5 Telefonaten und 2 Emails in denen ich beteuere, jeden Preis zu bezahlen, wenn nur diese 2 Kisten mitkommen, erhält der Kapo einen Anruf – Freigabe zum Weiterpacken. Nach 4 Stunden ist es endlich geschafft, unsere Sachen sind auf dem Weg nach Deutschland.

Donnerstag 28.03.2019

Nach einem letzten gemeinsamen Sushi-Abendessen mit David und Jacqui, haben wir gestern noch ein bisschen mit unserem Freund, Nachbar und Arbeitskollege Andy gefeiert. Die letzten Alkoholvorräte aus unserem Kühlschrank mussten schließlich vernichtet werden. Retrospektiv betrachtet ein Fehler, denn wir fühlen uns nur so mittelmäßig heute Morgen. Aber gut, wenn man schon Kopfschmerzen hat, kann der Abschiedsschmerz nicht mehr so schlimm werden. Allerdings haben wir vor wir fliegen noch einiges auf dem Programm. Ein paar Dinge müssen noch zusammengepackt werden und außerdem haben wir noch einen ganzen Kofferraum voller Sachen, die wir noch ins Sozialkaufhaus bringen wollen. Gegen Mittag fahren wir nochmal kurz für ein finales Goodbye ins Büro. Dort müssen wir auch unser Auto abgeben. Lou unser Quality Manager fährt uns zum Flughafen und um 14:50 heißt es dann tatsächlich Goodbye, St. Louis. Als ich kurz nach dem Start aus dem Fenster schaue und in der Ferne den Arch aufblitzen sehe, kommen mir beinahe die Tränen. Time to move on. Time to go Home!

2 Kommentare
  1. Andreas
    Andreas sagte:

    HERZLICH WILLKOMMEN ZURÜCK!
    …auch wenn Euch der Abschied von St. Louis nicht leicht gefallen ist, freue ich mich doch sehr darüber das Ihr wieder da seid! Auf das wir darauf bald gemeinsam anstoßen können ????????. Liebe Grüße vorerst von uns und kommt erstmal weiter „gut an“!

    Antworten
    • Micha
      Micha sagte:

      Hallo Andreas,

      vielen lieben Dank! Ja wir sind definitiv mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus St. Louis weggegangen.

      Freuen uns schon euch endlich mal wiederzusehen!

      Viele Grüße
      M&T

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