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Das Interview

Vergangenen Dienstag habe ich noch ein Telefongespräch mit Frau G. geführt. Sie will mich auf unseren großen Tag vorbereiten, der am darauffolgenden Tag am US-Generalkonsulat in München stattfinden wird. Bei diesem Gespräch geht es vor allem darum, wie das Ganze ablaufen wird, was wir mitnehmen dürfen und wann wir vor Ort sein sollen.

Der Termin ist um 10 Uhr geplant. Frau G. sagt, dass wir keinesfalls mehr als eine halbe Stunde vorher da sein sollen. Zudem sollen wir uns auch keine Sorgen machen, falls wir um 11 Uhr immer noch in der Kälte und in der Schlange vor dem Konsulat stehen. Mit den Terminen regulieren Sie nur den Besucherandrang. Aber das Münchner Konsulat zählt zu den kleineren in Deutschland und da geht es fast schon familär zu. Am Abend durchforste ich noch ein bisschen das Internet und finde dabei auch ein Erklärvideo des Konsulats. Na dann kann ja jetzt nichts mehr schief gehen.

Wir machen uns dann am Mittwoch morgen auf den Weg in die Landeshauptstadt. Bis kurz vor München läuft es super, aber bei der Eschenrieder Spange geht’s dann los. Zähfließender Verkehr, im Radio heißt es „Blockabfertigung am Allacher Tunnel“.

Unsere Grundnervosität (man muss dazu sagen, dass Micha diesmal auch nervös ist) lässt dadurch irgendwie auch nicht besonders nach. Im Sekundentakt entscheiden wir uns um. Außen rum, in Langwied Parken und mit der S-Bahn weiter oder einfach mitten durch. Gegen „außen rum“ spricht die Blockabfertigung. Gegen Langwied spricht die Tatsache, dass wir keine Taschen und elektronischen Geräte mitnehmen dürfen. Die würden wir also im Auto lassen und müssten die danach wieder holen um, wie geplant, noch ein bisschen durch München zu schlendern. Also bleibt nur „mitten durch“. Das funktioniert dann auch erstaunlich gut. Am Stachus geht’s zügig vorwärts und um kurz nach halb zehn kommen wir am „Haus der Kunst“ an. Da wollen wir parken. Zu Fuß sind es von hier aus nicht mal mehr 5 Minuten zum Konsulat.

Eine perfekte Möglichkeit um gefühlt „nackt“ den Weg zum Konsul zu bestreiten. Alle Unterlagen haben wir – wie gefordert – nochmal in der korrekten Reihenfolge sortiert. Vor dem Gartentürchen zum Vorgarten des Konsulats steht ein bayerisch sprechender Sicherheitsbeamte, von dem wir schnell erfahren, dass in München 100-180 Menschen täglich vorbeischauen, dass er bald bei der Münchner Polizei anfangen will und, dass es gerade doch gar nicht so kalt ist und er daher nur mit Pulli bekleidet da steht. So denkt er zumindest, denn er hat schon bei -20°C auf dem Bau gearbeitet. Wir sind gespannt ob alle so redselig sind. Uns frieren aber so langsam die Finger ab…

Zehn Minuten später kommen wir in den Sicherheitsbereich. Dort werden immer nur zwei Personen eingelassen. Man kann sich das vorstellen wie am Flughafen. Wir werden nach elektronischen Geräten gefragt. Wir verneinen das vorbildlich. Ob wir denn keinen Autoschlüssel dabei haben, werden wir gefragt. Und siehe da, die Funkfernbedienung unseres 11-jährigen Opel Corsas zählt zu den elektronischen Geräten. Wir können diesen aber an der Sicherheitsschleuse hinterlegen und später wieder abholen. Glück gehabt.

Dann geht es weiter in den Warteraum. Hier sieht es aus wie in einem Bahnhofsvorraum. Es sind Stühle aufgestellt, auf denen man sich während der Wartezeit setzen kann. Leider kann man jeweils nur die erste Sitzreihe verwenden, da die hinteren beiden so eng bestuhlt sind, dass man weder rein geschweige denn raus kommen würde.

Am Empfangstresen (ein kleiner Schreibtisch, der irgendwie vogelwild mitten im Raum platziert ist) steht eine ergraute Dame. Sie spricht Deutsch mit einem starken englischen Akzent. Ein bisschen erinnert sie mich an Maggie Thatcher, nur eben grau und etwas kleiner. Sie scannt den Barcode auf dem  DS-160 Formular ab. Das ist das Formular, das man erhält, wenn man in die Online-Datenbank alle erdenklichen Geheimnisse von sich preisgegeben hat. Die Dokumente wickelt sie dann mit einem Gummiband jeweils um den Reisepass. Dieses Paket sollen wir jetzt an Schalter 1 oder 2 abgeben.

Dort heißt es dann: „Vielen Dank, wir rufen Sie dann wieder auf“. So versuchen wir uns in die viel zu engen Stuhlreihen zu quetschen. Nach ca. 10 Minuten Wartezeit durften wir wieder an Schalter 2 kommen. Dort werden dann von uns beiden alle 10 Fingerabdrücke eingescannt. Dann heißt es wieder: „Vielen Dank, wir rufen Sie dann wieder auf“. Bis hierher lief alles auf deutsch ab.

Nach weiteren zehn Minuten werden wir erneut aufgerufen. Jetzt aber auf Englisch. Das war dann also der Konsularbeamte. Er will mit uns sprechen. Die Nervosität steigt. Als wir um den Sichtschutz herum sind, stehen wir vor einem jungen Beamten, der ein sehr deutliches und sauberes Englisch spricht. Zunächst müssen wir uns erstmal wieder mit unseren Fingerabdrücken identifizieren. Dann fragt er nach meinem Abschluss, nach dem wielange ich schon für die deutsche Firma arbeite und wie meine Jobbezeichnung in Amerika sein wird. Von Micha will er die Heiratsurkunde sehen. Diese kommentiert er mit: „It was very recent, Congratulations!“. Dann befragt er sie noch nach Ihren Plänen in den USA. Dann scrollt er noch kurz durch unsere Akte und sagt dann „Your visa are approved“. Die Pässe werden in den nächsten 3-5 Werktagen bei uns ankommen. Mit „Have a nice day“ verabschiedet er uns. Micha merkt man deutlich an, wie die Anspannung nachlässt. Mit „Have a nice day“ verabschiedet er uns.

Wir holen unseren mit Elektronik vollgestopften Autoschlüssel ab und gehen erstmal zum Auto. Ohne Identität machen wir uns auf und erkunden München. Um etwas runter zu kommen laufen wir durch den Englischen Garten zur Eisbachwelle und schauen den Surfern zu. Danach geht’s zum Viktualienmarkt und anschließend schmausen wir im Bräuhaus „Tegernseer Tal“. Da müsst ihr bei eurem nächsten Münchenbesuch unbedingt vorbeischauen. Sehr leckeres Essen, urige Einrichtung und nette original Münchner Kellner. Zum Abschluss dürft ihr euch den Haselnussbrand nicht entgehen lassen.

Zum Nachtisch geht’s noch ins Maelu. Auch sehr lecker. Ohne Pässe macht man sowas eben:-)

Nach einem Spaziergang durch den Englischen Garten und an der Isar entlang geht’s zurück nach Dornstadt. Mei, München ist schon eine sehr schöne Stadt und hat deutlich mehr zu bieten als das Oktoberfest. Ich bin mal gespannt, ob wir das den Amerikanern so deutlich machen können.

Zuhause ist am Freitag mein Pass im Briefkasten. Aber wo ist der von Micha. Banges Warten. Doof, dass jetzt auch noch Wochenende ist. Aber auch hier enttäuscht uns die Post nicht und seit heute nachmittag ist auch der zweite Pass mit eingeklebtem Visum angekommen.

5 Kommentare
  1. Herbert
    Herbert sagte:

    Das kommt mir bisher alles sehr bekannt vor, nur bei mir fand das Vorstellungsgespräch in Frankfurt statt.

    Bitte weiter berichten, alles Gute
    Herbert und Mathilde

    Antworten
  2. Hans
    Hans sagte:

    Sehr interessant, bleib dran Tobi. Ich wünsche euch beiden alles Gute!
    Schade dass man sich vor euerm Abflug nicht mehr gesehen hat.

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